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1968 – 1978 Lamborghini Espada

Mit dem Espada, der von 1968 bis 1978 gebaut wurde, verwirklichte Ferruccio Lamborghini endgültig seine Vorstellung vom souveränen Reisewagen.

Der starke V12-Motor, der sportlich-luxuriöse Charakter und das zeitlos elegante Design machten das große Coupé zu einem Bestseller in der Geschichte der Marke. Der zweisitzige Miura war von seinem Debüt 1966 an der heißeste Sportwagen seiner Zeit, mit dem GT baute die Marke einen gepflegten Gran Turismo. Aber das genügte Ferruccio Lamborghini noch nicht – er plante eine weitere Baureihe, die dritte in nur vier Jahren seit Gründung des Unternehmens. Er stellte sich ein großes Coupé mit viel Platz für vier Personen und viel Gepäck vor, das seine Idealvorstellung vom sportlichen, souveränen Reisewagen erfüllen sollte – ein Konzept, das vor 40 Jahren angesagt war und heute wieder brandaktuell ist.

Abermals machte sich das junge, hochflexible Team in Sant’Agata Bolognese ans Werk. Aufgrund der harmonischen Zusammenarbeit beim Miura wurde erneut die Carrozzeria Bertone als Partner engagiert.

(c) Lamborghini

Das Studio in Grugliasco bei Turin hatte 1967 schon zwei Showcars gebaut, die interessante Denkanstöße lieferten – den Jaguar Pirana auf Basis des E-Typs und den Lamborghini Marzal, ein kantiges Einzelstück mit voll verglasten Flügeltüren, das einen halbierten V12 quer im Heck trug.

Beim Entwurf des Serienmodells blieb Bertone-Designer Marcello Gandini, der Vater des Miura, der Linie des Pirana treu. Der Espada – der spanische Begriff meint den Degen des Matadors beim Stierkampf – bekam eine extrem flache, distinguiert und hochmodern wirkende Karosserie; bei 4,74 Meter Länge und 1,86 m Breite maß sie nur 1,19 m in der Höhe. Mit ihren ruhigen Linien – unterbrochen nur von den NACA-Lufteinlässen auf der Motorhaube, die der Belüftung des Innenraums dienten – besaß sie zeitlosen Charakter.

Auch der Espada sollte zum besseren Einstieg in den Fond zwei große Flügeltüren erhalten, hatte Gandini vorgeschlagen – eine Idee, die Lamborghini mit Blick auf seine avisierte, eher konservative Kundschaft verwarf. Die Türen wurden herkömmlich, aber dafür sehr lang ausgeführt. Der lichte Innenraum bot vier Personen Platz, die Heckscheibe diente zugleich als Kofferraumklappe. Das Reserverad lag unter dem Boden des Gepäckabteils, und ein niedriges Zusatzfenster, von vertikalen Stäben abgedeckt, setzte am Heck einen optischen Akzent.

Der Radstand betrug 2,65 m, und die wurden gut genutzt, indem die Ingenieure den Motor relativ weit vorne einbauten. Zusammen mit der Achsaufhängung ruhte er in einem Hilfsrahmen, der den Vorderwagen versteifte. Der Rest der Karosserie bestand, mit Ausnahme der Aluminium-Motorhaube, aus Stahlblech; als tragender Unterbau diente ein Rohrrahmen, den der Spezialist Marchesi in Modena produzierte.

Die Mechanik des Tipo 108, wie der interne Code lautete, kam weitgehend von der GT-Reihe beziehungsweise deren Nachfolger Islero, den Lamborghini zeitgleich mit dem Espada präsentierte. Der bewährte Vierliter-V12, auch hier mit seitlich angeflanschten Vergasern und konventioneller Ölwanne, produzierte 239 kW (325 PS), die bei 6500 1/min anfielen; bei 4500 Touren standen 374 Nm Drehmoment zur Verfügung. Eine hauseigene Fünfstufenautomatik leitete die Kräfte weiter; auf Wunsch montierte das Werk ein Sperrdifferenzial an der Hinterachse.

Alle vier Räder wurden an doppelten Dreieckslenkern geführt und über Federbeine abgestützt. Alternativ stand wenige Monate nach Produktionsbeginn eine hydropneumatische Federung mit der Bezeichnung Lancomatic zur Wahl, die jedoch selten bestellt wurde. Die Steuerung besorgte eine Kugelumlauflenkung von ZF, anfangs noch ohne Servounterstützung. Scheibenbremsen vom englischen Hersteller Girling kümmerten sich um die Verzögerung.

(c) Lamborghini

Wie üblich, gab Lamborghini dem Espada eine reichhaltige Sammlung an Instrumenten mit; indes wirkte das Armaturenbrett in seiner Formgebung recht eigenwillig – Bertone steckte gerade in seiner kubistischen Phase. Dem gepflegten Charakter des großen Coupés entsprechend, gehörten Lederbezüge, elektrische Fensterheber und eine Klimaanlage zur Serienausstattung. In einem späteren Showcar waren sogar eine Minibar und ein TV-Modul integriert.

Der zweitürige Espada, der knapp 1,5 Tonnen wog, ließ sich mit dem starken V12 mühelos, entspannt und hochkultiviert bewegen. Das präzise schaltbare Getriebe, starke Bremsen und ein so dynamisches wie sicheres Handling rundeten den Genuss ab. Einem zeitgenössischen Test zufolge beschleunigte das Coupé in 6,5 Sekunden auf 100 km/h, seine Spitze lag bei 245 km/h. Viele Journalisten stuften den Espada als bestes Auto seiner Klasse ein, vor der Konkurrenz aus Italien, England und Deutschland.

Der Espada 400 GT gab sein Debüt auf dem Genfer Salon 1968. Unmittelbar danach begann sein Verkauf, und er wurde vom ersten Tag an ein großer Erfolg; das Coupé erwies sich als zuverlässiger Longseller. Offenbar teilten viele Kunden die Idee, die Ferruccio Lamborghini vom idealen Gran Turismo besaß. Das Auto „ohne Schwächen, ziemlich konventionell, aber perfekt“, wie er es einmal umrissen hatte, war Wirklichkeit geworden.

(c) Lamborghini

1970 schob Lamborghini die zweite Serie nach, die auch 400 GTE genannt wurde. Der V12 leistete hier 257 kW (350 PS), der Unterboden wurde leicht abgesenkt, um mehr Kopfraum im Fond zu schaffen, und die Streben am hinteren Zusatzfenster entfielen. Ein geglättetes Armaturenbord wertete das Interieur auf, innenbelüftete Bremsscheiben und eine optionale Servolenkung verliehen dem Fahrwerk noch mehr Schliff.

Bei der dritten Serie, die 1973 folgte und 1978 auslief, war die hydraulische Lenkung, von ZF zugeliefert, Serie; erneut erfolgten Retuschen am Interieur und am Fahrwerk. Im Jahr darauf nahm Lamborghini ein Dreigang-Automatikgetriebe von Chrysler ins Programm, das indes nur in sieben Autos eingebaut wurde. In Deutschland wurde der Espada 1974 für 80.900 Mark angeboten.

Von der ersten Serie fertigte Lamborghini 186 Exemplare; die zweite Auflage kam auf 575 Stück und die dritte auf 463 Autos. Für die US-amerikanische Klientel entstand eine Handvoll Espada, deren Motoren die verschärften Abgasstandards erfüllten.

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